Teilen statt kaufen

Kmusharingmarket.ch ermöglicht es KMU erstmals in der Schweiz, ihre Werkzeuge oder Geräte untereinander auszuleihen. Ein Modell mit viel Potential – noch bleibt die Plattform aber unter ihren Möglichkeiten. 

Von Reto Liniger

Menschen teilen Wohnungen auf Airbnb oder Fahrzeuge auf Mobility – seit Mitte März gibt es erstmals in der Schweiz eine Sharing-Plattform für Unternehmen: kmusharingmarket.ch. Ein Team von Forscherinnen und Forschern der Hochschule Luzern hat die Plattform entworfen. Als Gründer und Geschäftsführer fungieren die Unternehmerin Carla Kaufmann und Charly Suter. Laut ihnen könnten mehr als 170 000 Schweizer Unternehmen von regelmässigem Sharing profitieren.

Das Konzept ist simpel: Besitzt ein Unternehmen Bagger, Lagerflächen oder Werkzeuge, die nicht ausgelastet sind, können diese fortan auf der Plattform zur Miete angeboten werden. Auf der Angebotsseite profitieren Unternehmen, die viele Maschinen und Flächen besitzen, die nicht maximal ausgelastet sind. Auf der Nachfrageseite ermöglichen Sharing-Plattformen den KMU mit wenig Aufwand den Zugriff auf teure Ressourcen. Diese unterstützen Firmen, neue Produkte oder effizientere Verfahren anzubieten – beispielsweise Startups könnten profitieren.

Was werden wir noch besitzen?

Für Experten ist das Potential solcher Plattformen gross. Teilen Unternehmen ihre Ressourcen, erhöht dies die unternehmerische Flexibilität in einem heute unsicheren Geschäftsumfeld.

Doch erst mit einem breiten Angebot in möglichst allen Regionen der Schweiz, wird die Plattform ihren vollen Nutzen entfalten. Die Frage ist also, ob die Unternehmen tatsächlich die Plattform nutzen werden. Heute misstrauen viele Firmen diesen Sharing-Plattformen noch. Viele sehen ihre Investitionen als Wettbewerbsvorteil und sind möglicherweise deshalb nicht bereit, diese zu teilen. Entsprechend spärlich war das Angebot im April 2022 noch auf kmusharingmarket.ch.

Die Geschäftsführerin der Sharing-Plattform gibt sich allerdings optimistisch. Kaufmann sagt gegenüber der NZZ: «Die Frage ist nicht: ‹Was werden wir in Zukunft alles teilen?› Sondern: ‹Was werden wir irgendwann überhaupt noch besitzen?›»