In Gold oder Aktien investieren?

Die Sparerinnen trifft die Inflation hart – ihre Vermögen verlieren laufend an Wert. Was dagegen tun? Ein Experte hilft.

Von Reto Liniger

Jetzt steigen sie also: die Konsumentenpreise. Das ist schlecht. Schlecht für uns Konsumenten, weil wir an Kaufkraft verlieren. Schlecht für die Sparerinnen, ihnen frisst die Inflation ihr Erspartes von den Konten. Welche Rezepte gibt es gegen die Inflation? Experten raten zum Kauf von Gold und Aktien. Warum? Und welche Anlage ist besser?

Doch alles der Reihe nach: Steigen die Preise, sprechen Experten von Inflation. Gemäss ihnen steigen im Jahr 2022 die Preise in der Schweiz um 2.1 Prozent gegenüber dem Vorjahr; für 2023 wird eine Inflation von 1.0 Prozent erwartet. Im Ausland ist die Inflation teils sehr viel höher: In der EU über 7 Prozent und in den USA über 8 Prozent. Das Wort Inflation geht auf den lateinischen Begriff «inflatio» zurück, was so viel bedeutet wie «Aufblähen». Zurzeit blähen sich Treibstoffe und Baumaterialien auf – auch Kleider und Lebensmittel sind spürbar teurer geworden.

Realwerte wie Aktien, Immobilien oder Gold 

Durch die Inflation steigen nicht nur die Preise, Inflation trifft auch die Sparerinnen hart. Warum? Die Verzinsung auf dem Sparkonto und die Inflation ergeben zusammen den Realzins, also die «echte» Verzinsung. Liegen die Zinsen bei 1 Prozent und die Inflation bei 1 Prozent, ist der Realzins 0 Prozent. Der Wert des Vermögens bleibt erhalten. Sind die Zinsen aber bei 0 Prozent (was unserer heutigen Situation nahekommt) und die Inflation bei 4 Prozent, liegt der Realzins bei minus 4 Prozent. Das Vermögen verliert laufend an Wert.

Was, bitte, soll ich tun? «Den besten Schutz bieten Realwerte wie Aktien, Immobilien und Gold», sagt Renato Flückiger, Chefökonom bei Valiant. In Zeiten der Inflation bis etwa 5 Prozent bieten Aktien die Aussicht auf Unternehmensgewinne, da die Unternehmen «in inflationären Phasen die Preissteigerungen mehrheitlich an die Kunden weitergeben können.» Für Gold spreche der Vorteil, dass die vorhandene Goldmenge begrenzt sei. Aber es brauche Geduld, sagt Flückiger.

Es lohne sich aber, an der definierten Strategie festzuhalten. «Der Inflationsschutz entfaltet sich nur über einen gewissen Zeitraum.» Bei Gold dürfte der Zeitraum kürzer sein als bei den Aktien. «Denn bei steigenden Zinsen wird Gold tendenziell unattraktiver, da es keine Zinserträge generiert.» Einen exakten Inflationsschutz biete jedoch weder Gold noch Aktien.

 

«Sind die Zinsenbei 0 Prozent und die Inflation bei 4 Prozent, liegt der Realzins bei minus 4 Prozent. Das Vermögen verliert an Wert.»

 

Was bietet den besseren Schutz: Gold oder Aktien? Gold gelte als Anlage für unsichere Zeiten. Bei den Aktien sei das anders, sie ermöglichen «höhere Gewinne bei guter Konjunkturlage.», sagt Renato Flückiger. Gold biete bei einem unerwarteten Inflationsschub wohl den grösseren Schutz als Aktien. «Bei langfristig anhaltender moderater Inflation sind Aktien jedoch die bessere Wahl für ein Portfolio. In einem diversifizierten Portfolio halten wir beide Anlageklassen. Aktien gewichten wir aber deutlich höher als Gold, weil wir langfristig mit einer moderaten Inflation rechnen.»

Wann soll ich investieren? Den optimalen Anlagezeitpunkt zu finden, sei unwahrscheinlich oder zufällig. «Es hat sich bewährt, gestaffelt über mehrere Monate oder sogar Quartale zu investieren.» Und natürlich empfiehlt sich immer eine breite Diversifikation – also nicht alles auf eine Karte zu setzen. Trotz aller Tipps rät Flückiger einem Laien, sich nicht einfach vorschnell mit Gold und Aktien einzudecken. «Ich empfehle ein Beratungsgespräch bei einem Spezialisten.» Gemeinsam können die Bedürfnisse und Ziele, die aktuelle finanzielle Situation und der Anlagehorizont ermittelt werden. Und daraus abgeleitet die passende Strategie definiert werden.