Der Weg in die Zukunft: die Kreislaufwirtschaft

Die Privatwirtschaft ist gefordert, Wege in eine nachhaltige Wirtschaft zu finden. Ein gangbarer Weg ist das Konzept der Kreislaufwirtschaft. In vielen Firmen fehlt allerdings entsprechendes Wissen. Ein Kurs der Berner Fachhochschule soll dem entgegenwirken.

Von Tobias Stucki, Co-Leiter Institut Sustainable Business BFH Wirtschaft

Für die Privatwirtschaft wird es immer wichtiger, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Das erklärte Ziel der Schweiz ist, bis 2050 CO2-neutral zu sein. Konkret bedeutet das, dass wir ab 2050 nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstossen, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden können. Damit bleiben uns nicht einmal mehr 30 Jahre, um dieses Ziel zu erreichen.

Dafür sind in den kommenden Jahren substanzielle Anpassungen zu erwarten: Die Konsument*innen müssen ihr Konsumverhalten überdenken, das Finanzsystem muss vermehrt Nachhaltigkeitsziele in ihre Transaktionen einbeziehen, die Gesellschaft muss eigene nachhaltige Lösungen anstreben, und die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit sich nachhaltiges Verhalten für die beteiligten Akteure auch auszahlt. Alle diese Veränderungen werden sich unmittelbar auf die Privatwirtschaft auswirken – Unternehmen müssen Massnahmen einleiten, um die Nachhaltigkeit des Betriebs zu steigern.

Weniger Ressourcen pro Produkt

Ein Konzept, welches die ökologische Nachhaltigkeit von Unternehmen umfassend abbildet, ist die Kreislaufwirtschaft. Hier ist das Ziel, bestehende Ressourcen so effizient und lange wie möglich zu nutzen, indem (a) die Ressourceneffizienz erhöht wird (weniger Ressourcen pro Produkt), (b) die Ressourcenkreisläufe verlängert werden (Verlängerung der Lebensdauer von Produkten), und (c) Ressourcenkreisläufe geschlossen werden (durch Recycling und Wiederverwendung). Dies steht im Gegensatz zur gelebten linearen Wirtschaft, wo Ressourcen meist nur einmalig genutzt werden und dann im Abfall landen.

Die Kreislaufwirtschaft ist insbesondere für die Schweiz von zentraler Bedeutung: Aufgrund unserer wenigen eigenen natürlichen Ressourcen sind wir erst recht auf eine effiziente Nutzung angewiesen. Nur wenn es uns gelingt, diese Transformation hin zu einer zirkulären Wirtschaft zügig voranzutreiben, werden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit zukünftig auch halten können.

Erste Ergebnisse einer aktuellen Befragung, welche die BFH Wirtschaft zusammen mit der Konjunkturforschungsstelle der ETH durchgeführt hat, deuten darauf hin, dass wir bei der Transformation hin zu einer zirkulären Wirtschaft noch nicht sehr weit vorangekommen sind.

 

Stucki: Fehlendes Umsetzungswissen

Insgesamt haben rund 40 Prozent der Unternehmen in der Schweiz im Zeitraum 2017-2019 keine der erfassten Massnahmen zur Steigerung der ökologischen Nachhaltigkeit umgesetzt. 80 Prozent der Unternehmen haben weniger als 5 Prozent der getätigten Investitionen in solche Massnahmen investiert.

Neben technologischen Herausforderungen und ökonomischen Hürden sind die Probleme primär auf fehlendes Umsetzungswissen zurückzuführen – dies zeigt eine umfassende Studie. Dabei geht es weniger um fehlendes technisches, sondern viel mehr um organisatorisches Wissen. Vielen Unternehmen ist nicht klar ersichtlich, wie sie das Konzept der Kreislaufwirtschaft bei sich im Betrieb umsetzen sollen.

Wir als BFH Wirtschaft haben uns zum Ziel gesetzt, diesem Problem aktiv entgegen zu wirken. Aus diesem Grund haben wir zusammen mit Rytec einen neuen Fachkurs im Bereich Circular Economy aufgebaut, wo unser Wissen aus Forschung und Praxis direkt an Betriebe vermittelt wird. Hier können Unternehmen in 6 Kurstagen das nötige Grundlagenwissen erwerben, um bei sich im Betrieb die Transformation zu einem zirkulären Unternehmen aktiv einzuleiten und voranzutreiben. Um den Effekt weiter zu erhöhen, wird der Kurs bei der ersten Durchführung im November zu Sonderkonditionen durchgeführt. Wer sich vor Kursbeginn verpflichtet, im Verlauf des Kurses sein konkretes Umsetzungsprojekt im Bereich Circular Economy zu präsentieren, bezahlt den Vorzugspreis von CHF 1'000. Die BFH Wirtschaft will damit einen aktiven Beitrag zur Circular Economy Transition leisten.