Das Gewerbe stellt sich den Schülern vor

In vielen Branchen herrscht Fachkräftemangel. Um für Nachwuchs zu sorgen, muss sich das Gewerbe was einfallen lassen. In der Gemeinde Worb fand Mitte November die dritte Berufstour statt. Für das Gewerbe wie auch für die Schülerinnen eine Win-Win-Situation.

Von Reto Liniger und Sascha Funk

Es ist ein Erfolgsmodell, das mittlerweile in vielen Berner Gemeinden Anwendung findet. In Köniz, Urtenen-Schönbühl oder in der Gemeinde Muri. An diesem Dienstag im November findet die Berufstour in der Gemeinde Worb statt. 30 Worber Betriebe und 40 Berufsbilder präsentierten sich rund 90 Achtklässlerinnen und Achtklässler aus dem Oberstufenzentrum. Am Morgen und Nachmittag besichtigten die Schülerinnen und Schüler die einzelnen Betrieben, am Abend kamen die Eltern zum Informationsanlass im Gemeindesaal dazu. Mit Tischauslagen präsentierten sich die Betriebe nochmals und luden zum Gespräch.

Ins Leben gerufen hat die Berufstour – wie in anderen Gemeinden auch – der Gewerbeverein. Das Ziel ist in allen Gemeinden dasselbe: In Zeiten des Fachkräftemangels will das Gewerbe frühzeitig für Nachwuchs sorgen. Es sei nie ein Problem gewesen, die Betriebe zum Mitmachen zu motivieren, sagt Thomas Aeschbacher, Leiter der Druckerei Aeschbacher in Worb und Mitglied des Worber Gewerbevereins. «Es ist für die Betriebe eine lohnende Investition in die Zukunft.»

Die Schule bereitete die Schüler vor

In der Schule war die Berufswahl bereits vor den Sommerferien Thema. Im Rahmen einer Projektwoche beschäftigten sich die Schüler erstmals intensiver mit der «Berufswahl». Während der Sommerferien wählten sie schlussendlich aus einer Liste mit den verschiedenen Berufsbildern diejenigen Berufe aus, die sie interessierten. «Anhand dieser Wünsche haben wir sie schlussendlich den einzelnen Betrieben zugeordnet», sagt Aeschbacher.

Beliebt bei den Schülerinnen und Schülern: die Mediamatiker-Lehre

Beliebt waren dieses Jahr: die Hochbauzeichner-, die Informatik- oder die Polygrafenlehre. Auf viel Interesse stiessen auch die Gesundheitsberufe, insbesondere die Pflege. Weniger Zuspruch erhielten handwerkliche Berufe; möglicherweise fehlten dort die Aufstiegschancen, mutmasst Aeschbacher. Es sei an der Zeit in diesen Berufen für Entwicklungsmöglichkeiten zu sorgen.

Letztes Jahr fand die Berufstour wegen Corona nicht statt. Es sei aber ein Modell, das sicherlich weitergeführt werde, sagt Aeschbacher. Er wissen von vielen Betrieben, die wegen der Berufstour Lernende gefunden hätten. Schlussendlich ist die Berufstour für Schülerinnen und das Gewerbe eine Win-Win-Situation, die auch von den Lehrpersonen und den Eltern sehr geschätzt wird.