Fast 80 Prozent vertrauen selbstfahrenden Bussen

Busse ohne Chauffeur – Bernmobil hat sie in der Matte und im Marzili getestet. Was denken Nutzerinnen davon? Was die Anwohner? Eine Studie liefert Antworten.

Von Stefan Rose*

Selbstfahrende Busse geniessen viel Akzeptanz. Zu diesem Schluss kommt das Departement Wirtschaft der Berner Fachhochschule in einer Umfrage. Seit fast drei Jahren betreibt Bernmobil selbstfahrende Busse im Berner Marzili- und Mattequartier. Doch was denken Passagiere, Anwohnerinnen und das Personal von Bernmobil über die Busse?

  • 72 Prozent der befragten Fahrgäste vertrauen dem autonomen Fahrzeug
  • 78 Prozent fühlt sich während der Testfahrt sicher
  • 65 Prozent der Fahrgäste schätzen das Unfallrisiko als geringer als beim Auto ein

Weniger zufriedenstellend waren für die Testfahrgäste die Geschwindigkeit des «Matte Schnägg», wie er auch genannt wird. 83 Prozent der Befragten fanden den Bus zu langsam, 77 Prozent der Befragten würde daher lieber zu Fuss gehen.

Die Anwohner empfinden den Bus wegen der geringen Geschwindigkeit oder dem zeitraubenden Ticketkauf häufig als Hindernis. Ausserdem bietet aus Sicht der Anwohner ein autonomer Kleinbus in Quartieren wie der Matte und dem Marzili nur begrenzten Mehrwert, weil sich die Distanzen innerhalb des Testbereichs zu Fuss zurücklegen lassen. Einen Mehrwert könnte der Kleinbus jedoch für Anwohner mit eingeschränkter Mobilität oder für Touristinnen bieten.

Die Mehrheit des Bernmobil-Personals ist zwar der Ansicht, dass autonomes Fahren die Beförderung der Zukunft ist, jedoch sei die Technologie aktuell noch nicht ausreichend entwickelt. Vor allem könnten die Fahrzeuge Hindernisse noch nicht gut genug erkennen, auch seien die Kleinbusse für einen Einsatz in innerstädtischen Gebieten weniger geeignet, da diese von anderen Verkehrsteilnehmerinnen nicht akzeptiert werden und noch nicht ausreichend autonom sind.

 

77 Prozent fanden den «Matte Schnägg» zu langsam

Fazit:

Selbstfahrende Busse haben das Potential die urbane Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Zwar geniessen sie einigermassen hohe Akzeptanz. Sie müssen aber technologisch noch weiterentwickelt werden. Sie müssen sich punkto Geschwindigkeit und Fahrverhalten reibungslos in den Mischverkehr integrieren können. Und es braucht ein klar definiertes Einsatzgebiet, das den Passagieren einen deutlichen Mehrwert bietet. Beispielsweise könnten sie als Zubringerfahrzeuge eingesetzt werden oder ausserhalb stark befahrener Gebiete wie beispielweise auf Werksgeländen und Flughäfen.

An der Studie der Berner Fachhochschule nahmen 80 Testfahrgäste, 68 Anwohnerinnen und Anwohner aus den Quartieren und 11 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bernmobil teil.

 

Zum Autor: 

* Stefan Rose ist Psychologe und Forschungsprofessor für Marketing an der BFH. Vor seiner Promotion (RWTH-Aachen) war er als Marktforscher für Unternehmen in der privaten Wirtschaft tätig. In seiner Forschung beschäftig er sich mit verhaltenswissenschaftlichen Hintergründen im Bereich der Konsumentenforschung.