«Der Mensch lehnt Veränderung ab»

Wie steht der Mensch Neuem gegenüber? Die Politologin Isabelle Stadelmann spricht im zweiten Teil des Interviews über eines der klarsten Muster in der politischen Meinungsbildung. 

Von Reto Liniger

Darf man sagen, Menschen lehnen Neues tendenziell ab?

Die psychologischen Forschung zeigt, dass Menschen in der Tendenz dazu neigen, Veränderungen abzulehnen. Und so haben es auch neue politische Ideen grundsätzlich schwer. Alles was neu ist, bringt Unsicherheit. Was bestehend ist, ist vertraut. Wir gewichten den Status quo höher, als eine mögliche Chance in der Zukunft.

Haben Sie ein Beispiel?

Wir machten eine Studie zur Akzeptanz von Projekten für erneuerbare Energie. Es ging dabei um neue Finanzierungsmodelle. Die Gemeinde hätte da eine Investition leisten müssen, möglicherweise wären daraus später Arbeitsplätze in der Gemeinde entstanden. Sobald aber diese Projekte kurzfristig mit irgendwelchen Kosten verbunden sind, reagieren die Leute mit mehr Ablehnung. Was irgendeinmal in der Zukunft ist, interessiert heute oft nicht so stark wie das Kurzfristige.

Der Mensch will also in erste Linie den Status quo halten?

Ich würde nicht sagen, dass das der Mensch so will. Aber die Art und Weise, wie Menschen sich Meinungen bilden, favorisiert den Status quo. Das ist eines der klarsten Muster in Studien zur politischen Meinungsbildung. Je mehr Veränderung gegenüber dem Status quo, desto weniger Chance hat eine solche Vorlage.

 

«Je mehr Veränderung gegenüber dem Status quo, desto weniger Chance hat eine Vorlage.»

 

Den ersten Teil des Interviews finden Sie hier. 

 

Weiterführende Informationen:

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