So kam das Gesundheitswesen durch die Krise

Im Krisenjahr 2020 ist die Wertschöpfung im Gesundheitswesen abgestürzt, im Jahr 2021 fand es zum Wachstum zurück. Zu diesem Schluss kommt das neue BAK-Monitoring. Decken sich die Zahlen mit der Realität? Wir haben bei Hirslanden Bern und der Insel-Gruppe nachgefragt.

Von Reto Liniger

Die Delle ist einschneidend für das Berner Gesundheitswesen. Im Krisenjahr 2020 zeigt die Grafik aus dem BAK-Monitoring (Seite 20) einen markanten Einbruch in der Wertschöpfung in allen Vergleichsregionen. Von einem «herausfordernden Kalenderjahr 2020», spricht Dr. Daniel Lüscher, Direktor von Hirslanden Bern. Im April 2020 wegen dem Verbot von nicht-dringlichen Eingriffe und im zweiten Halbjahr wegen zusätzlichem Aufwand in der Intensivpflege. «Diese Entwicklungen waren in der Wertschöpfung tatsächlich stark zu spüren.»

Nicht anders tönt es bei der Insel Gruppe: «Der Umsatz ist im Krisenjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgegangen», sagt Daniel Saameli, Sprecher der Insel Gruppe. Der Lockdown im Frühjahr 2020 mit dem Verbot der Wahleingriffe sowie die zweite Covid-19-Welle im Herbst mit dem Ausbau bei der Intensivpflege führten zu einer Reduktion der Operationen.

Mehr Personal auf den Intensivstationen

Im Jahr 2021 fand das Gesundheitswesen wieder zum Wachstum zurück, so das BAK-Monitoring. Tatsächlich fand Hirslanden Bern zum Wachstum zurück. «Nichtsdestotrotz würde ich das Jahr 2021 noch immer als schwieriges Jahr betrachten», sagt Lüscher. Gerade für die Gesundheitsfachleute sei das zurückliegende Jahr besonders herausfordernd gewesen.

Zum Wachstum fand auch die Insel Gruppe zurück. Ab März bis November 21 konnte im Normalbetrieb behandelt werden. Einzig in den Monaten Januar, Februar und Dezember brauchte es mehr Personal auf den Intensivstationen, was wiederum zu einer Reduktion der Operationen führte. Im Jahr 2021 sei es aber zu mehr Austritten gekommen – «was sich in einem höheren Umsatz im Vorjahresvergleich niederschlug», sagt Saameli.

Im Jahr 2022 werde sich die Wertschöpfung schnell erholen, so das BAK-Monitoring. Für den Direktor von Hirslanden Bern ist es für eine Prognose zu früh. Optimismus sei da. Hirslanden gleist zurzeit zukunftsweisende Projekte auf: ein ambulantes Operationszentrum und die Neuorganisation der Spitalgruppe. «Ich bin zuversichtlich für das kommende Geschäftsjahr», sagt Lüscher. Die Insel Gruppe werde Covid-19 auch im Jahr 2022 fordern, sagt Saameli. «Eine vollständige Rückkehr zum Normalbetrieb war per Anfang 2022 noch nicht möglich.» Trotzdem geht die Insel Gruppe von einem Wachstum aus.

Die Zahlen aus dem BAK-Monitoring decken sich mit den Erfahrungen aus den Spitälern – es bleibt aber ein gewichtiger Unsicherheitsfaktor. Saameli gibt zu bedenken, in der Pandemie habe sich ein bekanntes Problem akzentuiert: der Fachkräftemangel. Prognosen zufolge dürfte sich dieser weiter zuspitzen. Fehlt Personal in den Spitälern wird dies erneut zu einem markanten Einbruch in der Wertschöpfung führen – die Folgen des Fachkräftemangels werden diesmal allerdings weit über die Buchhaltung hinaus spürbar werden.

 

Weitere Informationen

Die Region Bern ist wirtschaftlich nach der Krise wieder gut in Fahrt gekommen. Zu diesem Schluss kommt das aktuelle BAK Monitoring.

Wir haben für Sie drei der wichtigsten Resultate zusammengestellt. Ausserdem haben wir eine Medienmitteilung 

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