So erhalten Sie für 59 Franken 6 Kleidungsstücke

Kleider teilen statt kaufen. Das macht der Laden TEIL mitten in Bern möglich. Nach demselben Prinzip wie in einer Bibliothek können dort Alltagskleider ausgeliehen werden.

von Anja Maurer

Stil und Abwechslung im Kleiderschrank – ohne dadurch Mensch und Umwelt zu belasten. Dafür steht der Kleidershop TEIL am Berner Waisenhausplatz. Das Konzept ist einfach: Die Kleider bei TEIL sind Secondhandkleider aus dem Privatbesitz. 
Für 19 Franken im Monat kann 1 Kleidungsstück ausgeliehen werden. Mit dem Abo für 59 Franken gar 6 Kleidungsstücke. «Ich gehöre selbst zu den besten Kundinnen von TEIL», lacht Debora Alder-Gasser, Mitgründerin von TEIL. «Ich liebe die Abwechslung. Seit ich Kleider ausleihen kann, tausche ich ein Kleidungsstück gegen ein neues, bevor es mir verleidet.»

Debora Alder-Gasser wurde auf Instagram auf einen Shop in Köln aufmerksam, der ähnliches macht, wie es das TEIL-Team anschliessend auch in Bern umsetzte. Sie hat TEIL 2020 mit ihrem Mann und weiteren Personen auf die Beine gestellt. 

Alder-Gasser hat sich schon immer für Nachhaltigkeit und bewussten Konsum eingesetzt. Durch TEIL wurde dies noch verstärkt. «Ich fälle meine Kaufentscheidungen seit TEIL noch viel bewusster als früher.»

«Wir wünschen uns, dass TEIL dazu beiträgt, dass sich Ausleihen als ebenbürtige Alternative zum Konsum etabliert."

Geschäftsmodelle wie TEIL gibt es in der Schweiz kaum. Fahrräder und Autos mieten, ist in den Köpfen der Menschen angekommen. Kleider mieten, widerspricht hingegen noch den Gewohnheiten. «Wir wünschen uns, dass TEIL dazu beiträgt, dass sich Ausleihen als ebenbürtige Alternative zum Konsum etabliert. Unsere Kleiderschränke sind gefüllt mit Kleidern, die wir kaum anziehen. Das ist nicht nachhaltig», betont Alder-Gasser.

Debora Alter-Gasser, Mitgründerin von TEIL

Aktuell hat TEIL etwa 120 TEILerinnen (Mitglieder), ausschliesslich Frauen, die ihre Kleider bei TEIL ausleihen. Möglichkeiten, um TEIL weiterzu-
entwickeln, sieht Debora Alder-Gasser zahlreiche. Zum Beispiel im Bereich «Wardrobe Care». Dazu gehören etwa das Entfusseln von Pullover oder die Schuh-Pflege. Kleider und Schuhe sollen so lange wie möglich getragen werden und dazu könnte TEIL einen Beitrag leisten. Und natürlich macht sie sich Gedanken, wie TEIL allenfalls multipliziert werden kann. Momentan fokussiert sich TEIL aber noch auf das Kerngeschäft. Ziel ist es, irgendwann auch Löhne zahlen und vielleicht sogar einmal Integrationsarbeitsplätze anbieten zu können. Aktuell arbeiten alle im Laden noch ehrenamtlich.  

www.teil.style

 

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