Plötzlich Barista

Ein neuer Weg beschreiten, heisst ein Wagnis eingehen. Im Café «Petit Couteau» am Hirschengraben werden ständig neue Wege beschritten: mit neuen Produkten, neuen Speisen, neuen Events und letzthin auch mit einer neuen Führungscrew.

Von Anja Maurer

Plötzlich standen da unbekannte Gesichter hinter der Theke. Fabienne und Remy, die Geschäftsführer des Petit Couteau, haben ihr «Baby» nämlich für drei Tage in fremde Hände gegeben. «Friendly Takeover» haben sie es genannt. Und so hat ein spontan zusammengewürfeltes Team aus Stammgästen und Freunden, die sonst in der Entwicklungszusammenarbeit, in der Organisationsentwicklungen oder den Finanzen arbeiten, während drei Tagen Kaffee serviert, gekocht, Geschirr gespült und Gäste verwöhnt.  

Fabienne und Remy, die Geschäftsführer


Fabienne und Remy, die Geschäftsführer vom Petit Couteau, überraschen immer wieder mit neuen Ideen.

Es heisst, die besten Ideen entstehen immer bei einem Glas Wein. So war es auch bei der Idee zum «Friendly Takeover»; der Wein war fruchtig und der Sommerabend in der Berner Altstadt lauschig. Und Fabienne und Remy träumten vom Hattrick: Sie wollten fremden Menschen den Traum vom eigenen Betrieb erfüllen, sich selber eine Auszeit bescheren und den Gästen Abwechslung bieten. Doch loszulassen war für Fabienne und Remy eine Herausforderung. «Als mittlerweile erfahrene Gastronomen ist einem bewusst, was alles so schiefgehen kann, wenn man keine Erfahrung in der Gastronomie mitbringt».

War es rückblickend ein Hattrick? Beide Seiten bejahen. «Wir hatten von Anfang an grosses Vertrauen in die neue Crew. Und sie haben es echt toll gemacht, wirklich schiefgegangen ist während den drei Tagen nichts», sagt Fabienne.

 

Dieses spontan zusammengewürfelte Team hat für drei Tage die Führung des Café Petit Couteau übernommen. 

Von den Gästen erhielten sie durchwegs positive Rückmeldungen, insbesondere auch deshalb, weil sie die Idee einfach toll fanden. Andrea, die das temporäre Team während der drei Tage geführt hat, doppelt nach: «Nur wer Neues wagt und die Komfortzone auch mal verlässt, kann gewinnen». Gewonnen habe sie vor allem neue Erfahrung, die sie als sehr wertvoll erachtet. Sie empfiehlt sogar, dass Firmen ihren Mitarbeitenden einen solchen Perspektivenwechsel ermöglichen, da es eine Bereicherung für alle Beteiligten sein kann auch mal eine Fremdsicht zuzulassen.

Das Projekt hat eine Folge: Fabienne wechselt die Perspektive im Oktober und nimmt für einen Tag den Arbeitsplatz von Andrea im Bereich der Humanitären Hilfe des Aussendepartements EDA ein.

Nebenbei erwähnt: Das Programm Seitenwechsel bietet die Möglichkeit eines individuell gestalteten Arbeitseinsatzes in einer sozialen Institution: Führungskräfte und Interessierte arbeiten z.B. in einer Suchtklinik, Psychiatrie oder Behindertenwerkstatt. www.seitenwechsel.ch

 

Über das Petit Couteau

Im Petit Couteau gibt es Kaffee und Kuchen, Brunch, Mittagesssen und Apero und das Wichtigste: eine herzliche Bedienung. Der Name des Cafés leitet sich übrigens von Fabiennes Nachnamen «Messerli» ab. www.petitcouteau.ch