Ohne Kulturwandel keine Chancengleichheit

Für eine Betriebskultur, in denen sich Männer und Frauen entfalten können, zählt vor allem das persönliche Engagement der Führungskräfte. Der Kulturwandel hängt von den Chefs und Chefinnen ab.

Von Kaspar Meuli

Wer gute und engagierte Mitarbeitende halten will, investiert in Chancengleichheit und Vielfalt. Dies ist das Credo von Werkplatz Égalité, einem Netzwerk von Firmen aus Stadt und Kanton Bern, die Gleichstellung gezielt fördern wollen. Werkplatz Égalité existiert seit drei Jahren und umfasst rund 20 Unternehmen aus zahlreichen Branchen. Das Spezielle an der Organisation: Sie versteht sich vor allem als Plattform, auf der Unternehmen ihre konkreten Erfahrungen austauschen und voneinander lernen können.

Die laufende Workshop-Reihe von Werkplatz Égalité findet vor Ort in Betrieben statt, die sich im Netzwerk organisieren. So zum Beispiel kürzlich im Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS. Thema des Workshops: Was können Führungskräfte im Betriebsalltag für die Chancengleichheit tun?

Reine Männer-Teams vermeiden

Wie das Einführungsreferat von Gabriele Schambach («Leaders for Equality») von der Universität St. Gallen und die anschliessenden Diskussionen unter den anwesenden Personalfachleuten und Gleichstellungsbeauftragten zeigte, geht es vor allem darum, eine Betriebskultur zu schaffen, in der sich sowohl Männer wie Frauen wohl fühlen. Und hier sind Chefinnen und Chefs gefragt, die Frauen nicht nur gezielt fördern, sondern auch eingreifen, wenn zum Beispiel diskriminierende Bemerkungen fallen oder Männer Frauen nicht zu Wort kommen lassen.

«Untersuchungen zeigen, dass sich relativ viele Frauen wieder von typischen Männerberufen abwenden», sagt Barbara Krattiger, die Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Bern und eine der Initiantinnen von Werkplatz Égalité. «Sie steigen aus technischen Berufen und dem Handwerk aus, wenn das Betriebsklima nicht Schritt hält mit den Änderungen im Team - Umgangston, Humor und Gesprächsthemen in männerdominierten Branchen schliessen Frauen oft aus.»

 

Zu den konkreten Tipps für Führungskräfte zum Entwickeln einer Gleichstellungskultur zählt denn auch: Reine Männer-Teams vermeiden, gezielt nach geeigneten Frauen suchen. Und wohl noch wichtiger: Sich für mehr Frauen in Kaderpositionen einsetzen. Will heissen: Frauen direkt auf ihre Karrieremöglichkeiten ansprechen und sie ermutigen sich auf entsprechende Stellen zu bewerben.

Das VBS als Gastgeber des Workshops «Frauen für männertypische Berufe gewinnen? Mit Leadership zum Erfolg» engagiert sich aus doppeltem Grund bei Werkplatz Égalité. «Wir wollen das Thema Gleichstellung innerhalb des Departements vorantreiben», erklärt Sabine Lehner, die Beauftragte für Diversity Management, «und in diesem Rahmen unsere Massnahmen reflektieren.» Das Engagement soll aber auch gegen aussen wirken: Indem das VBS auf seine Gleichstellungsbemühungen aufmerksam macht, erhofft es sich, auf dem Arbeitsmarkt mehr weibliche Fachkräfte anzusprechen.

 


Weitere Informationen

www.werkplatzegalite.ch,
www.leadersforequality.ch
www.vbs.admin.ch/de/vbs/arbeitgeber.html