«Wir haben einen Coworking, sind aber keiner»

Seit sechs Jahren gibt es den Impact Hub. Was geschieht auf diesen drei Etagen an der Spitalgasse? Und wer sollte dorthin? Noora Buser und Frederike Asael, beide Managing Partner im Impact Hub Bern, geben Auskunft.

Interview Reto Liniger

Den Impact Hub Bern gibt es inzwischen seit über sechs Jahren an der Spitalgasse in Bern. Es scheint, ihr habt euch mit einem der grössten Coworking-Spaces der Stadt gut etabliert.

Frederike: Das stimmt, wir sehen uns jedoch nicht als Coworking Space. Wir haben einen Coworking, sind aber keiner.

Kannst du das erklären?

Frederike: Wir sind ein Begegnungsort für Macherinnen aus allen Branchen, es ist eine Art Bienenstock, in dem gleichzeitig viele Aktivitäten passieren. Zu uns kommen täglich weit über 150 Menschen, die Unterschiedliches vorhaben.

Was tun sie denn bei euch?

Die einen kommen zum Arbeiten im Coworking oder in ihrem Büro, andere für Sitzungen oder Events. Zudem kommen Firmen oder Organisationen, um an neuen Produkten oder Dienstleistungen zu feilen. Es laufen Bildungsprogramme, in denen Gruppen in längeren Prozessen begleitet werden, um beispielsweise eine nachhaltige Geschäftsideen zu schärfen. Und es werden auch Gymnasiasten oder junge Frauen in Workshops ans unternehmerische Denken herangeführt.

Noora, da ist viel Verschiedenes unter einem Hut. Gibt es eine Gemeinsamkeit?

Die übergeordnete Vision ist es, gemeinschaftlich Lösungen für die grossen Herausforderungen unserer Zeit zu finden, wie den Klimawandel oder den Verlust an Biodiversität. Impact Hub ist eine weltweite Community mit über 100 Standorten auf 5 Kontinenten. In der Schweiz gibt es in sechs grossen Städten Hubs und wir sind mit 2000 Mitgliedern die grösste wertebasierte UnternehmerInnen-Community unseres Landes.

Immer mit Bezug zur Wirtschaft?

Ja, die Wirtschaft spielt eine grosse Rolle: Einerseits ist unsere globalisierte Wirtschaft ein grosser Verursacher für Emissionen, andererseits gibt es ein riesiges Potential, das Unternehmertum, die Menschen und die Nachhaltigkeit zu vereinen. Im Englischen sagt man: People, Planet und Profit zusammenbringen.

 

Noora Buser und Frederike Asael vom Impact Hub in Bern (v.l.)

Dies ist eure Mission im Hub?

Ja, es dringt immer mehr ins Bewusstsein, dass wir nicht so weitermachen können. Aber welche schlauen Wege gibt es? Wir kreieren darum im Hub mit den Menschen zusammen Wege, um wirtschaftlich weiterzukommen. Und das tun wir sowohl in unserem Space, als auch mit der Beratung sowie auch mit den Programmen.

Die einzelnen Impact Hubs sind übrigens alle aus lokalen Initiativen hervorgegangen und finanziell unabhängig, es steckt also kein Franchise, sondern sehr viel Engagement von Einzelnen dahinter. In Bern waren es sechs junge Menschen, die den Impact Hub Bern gegründet haben. Inzwischen haben wir ein Team von zehn und der Hub ist auf tausend Quadratmeter gewachsen.

Frederike, du warst eine dieser Gründerinnen. Wenn du kurz zurückschaust, wie hat sich das Ganze seit dem Anfang entwickelt?

Am Anfang stand nur der Wunsch, etwas fürs Berner Startup-Ökosystem zu tun und einen Ort für Viele zu schaffen. Da war damals nicht viel los in der Hauptstadt. Aber das ist nun zum Glück anders. Heute gibt es viele Angebote für Individuen, Teams und Firmen. Wer gründen möchte, erhält beispielsweise bei be-advanced, der Innovationsagentur des Kantons, eine kostenlose Beratung und das direkt bei uns im Hub-Gebäude. Bei uns sind rund 140 Firmen, Projekte und Initiativen angesiedelt. Wir sind offen für alle, und während der Öffnungszeiten kann man einfach spontan reinkommen und eintauchen, um zu arbeiten, Leute kennenzulernen oder einen Anlass zu besuchen. Und so ist auch unsere Kultur, die wir pflegen: Offen, konstruktiv und positiv.

 

 

Der Impact Hub

Der Impact Hub Bern vereint eine unternehmerische Community von MacherInnen aus allen Branchen und bietet Meetingräume, Coworking und Community, Innovationsdienstleistungen und Weiterbildungsprogramme. Er ist zwei Minuten vom Berner Bahnhof entfernt und offen für alle.