«Wir begleiten Menschen und Organisationen»

An Innovationen wird im Impact Hub in Bern gearbeitet – tönt abgehoben und schwer fassbar. Noora Buser und Frederike Asael, beide Managing Partner im Impact Hub Bern, erzählen anhand konkreter Beispiele, was sie genau tun.

Interview Reto Liniger

Noora, du bist Innovationsexpertin und arbeitest im Hub mit Firmen. Mit welchen Fragestellungen kommen sie in den Hub?

Wir begleiten Menschen aus kleinen und grossen Firmen und Organisationen, die entweder neue Lösungen für alte Probleme suchen oder etwas komplett Neues ausprobieren wollen. Das können ihre Produkte oder Dienstleistungen sein, das kann aber auch die Gesamtorganisation betreffen, wo es oft um die Agilität und die neue Arbeitswelt geht.

Hast du Beispiele?

Wir haben zum Beispiel mit dem Kursaal Bern Lösungen gegen Foodwaste entwickelt, begleiten den Verkehrsclub Schweiz (VCS) in Agilität oder verhelfen einer Bankabteilung mit dreissig Mitarbeitenden zu einer agileren Betriebsstruktur. Wir haben rund fünfzig Projekte pro Jahr und darunter sind KMU, Verbände und NGOs sowie Grossfirmen.

Klingt divers. Gibt es Gemeinsamkeiten?

Noora: Die Themen gehen auseinander, der Fokus liegt aber meist auf Nachhaltigkeit und kultureller Transformation in die Arbeitswelt 4.0. Die Gemeinsamkeiten gibt es bei unserer Herangehensweise. Oftmals werden Innovationsprozesse als etwas Abgehobenes dargestellt. Wir machen das Gegenteil. Wir übersetzen Fremdwörter, machen sie fassbar und entwickeln mit den Teams konkrete Lösungen. Ich bin Finnin, wir sind sehr direkt und ohne Schi-Schi (lacht).

Wird über Innovation geredet, denkt man zudem oft an neue Produkte, dafür sind meistens die Hochschulen oder auch Grossunternehmen zuständig. Die Projekte dauern mehrere Jahre und kosten Millionen. KMU haben da beschränkte Möglichkeiten…

Ja, das funktioniert nicht in kleinen Firmen oder KMU. Dort müssen Prozess und Nutzen glasklar sein und innert kurzer Zeit sichtbar werden. Wir sind zu Hause in der Startup-Welt, kennen die Methoden bestens. Die nehmen wir und bringen sie in die klassischen Unternehmen. Ausserdem machen wir nichts, was wir nicht selbst getestet haben in unserem eigenen Team.

 

Noora Buser und Frederike Asael vom Impact Hub in Bern (v.l.)

Kannst du konkret beschreiben, wie ihr euer Wissen anwendbar macht?

Noora: Nehmen wir den Kursaal. Sie wollten ein kreislauffähiges Catering-Angebot entwickeln. Wir haben einen halben Tag mit allen relevanten Abteilungen und externen Experten aus Foodwaste, Gastronomie und Kommunikation gearbeitet. Sie konnten selbst weiter machen, zwei Monate danach hatten sie ihren ersten Piloten und haben ihr ganzes Angebot durchleuchtet und angepasst. Das Team war nach unserem Workshop höchst motiviert und fühlte sich beflügelt.

Hast du ein weiteres Beispiel?

Die Situation ist zurzeit für Unternehmen sehr schwierig: Covid, Fachkräftemangel, Liquidität, die hohen Strompreise oder Lieferengpässe. Wie darauf reagieren, wenn bereits am nächsten Tag wieder alles anders sein kann? In solchen Situationen können auch Methoden helfen, die ursprünglich aus der Startup-Welt kommen, weil sie iterativ sind, schnell greifen und auch mit knappen Ressourcen möglich sind. Und das Handwerkszeug dafür bringen wir den Firmen näher.


Der Impact Hub

Der Impact Hub Bern vereint eine unternehmerische Community von MacherInnen aus allen Branchen und bietet Meetingräume, Coworking und Community, Innovationsdienstleistungen und Weiterbildungsprogramme. Er ist zwei Minuten vom Berner Bahnhof entfernt und offen für alle.