«Es war ein riesiger Kraftakt»

Der Kanton Bern lanciert erneut ein Härtefallprogramm, seit Anfang April 22 können Unternehmen ihre Gesuche für Härtefallhilfe beim Amt für Wirtschaft einreichen. Sebastian Friess, Vorsteher des Amtes, beurteilt im Gespräch das Härtefallprogramm 2021 und erklärt, warum die Berner Wirtschaft von Corona weniger stark getroffen wurde als andere Wirtschaftsregionen.

Von Reto Liniger

Herr Friess, gemäss dem Geschäftsbericht zum Härtefallprogramm 2021 hat der Kanton Bern im vergangenen Jahr 3826 Unternehmen eine Härtefallhilfe ausbezahlt. War aus Ihrer Sicht das Härtefallprogramm 2021 erfolgreich?

Gemäss den Rückmeldungen der Unternehmen war unser Programm sehr erfolgreich – wenngleich ein Kraftakt für alle Beteiligten. Zwar gibt es immer ein paar rechtliche Knacknüsse und wir konnten sicher nicht sämtliche individuelle Anliegen lösen. Wir erhielten aber Feedbacks, dass wir im Kanton Bern sehr rasch, unkompliziert und pragmatisch vorgegangen sind. Mehr als die Hälfte der Gesuche stammt aus der Gastronomie und der Hotellerie, was zu erwarten war. Ich bin persönlich sehr dankbar für die ausserordentliche Leistung der Kolleginnen und Kollegen in den Ämtern und Direktionen.

Jetzt können Unternehmen erneut Härtefallgesuche für das Jahr 2022 einreichen. Erwarten Sie erneut viel Arbeit?

Das Programm ist Anfang April 2022 erneut gestartet, die Unternehmen können nun ihre Gesuche für eine Vergütung der ungedeckten Fixkosten der Monate Dezember 2021 bis März 2022 einreichen, im Sinne einer ersten Phase. Wir gehen davon aus, dass wir Gesuche erhalten werden, wenngleich es wohl nicht wieder tausende sein werden. Warum? Viele Unternehmen sind sehr erfolgreich unterwegs, die Eintrittshürden für das zweite Programm sind etwas höher, und die aktuellen geopolitischen Entwicklungen sind für die Unternehmen wahrscheinlich wesentlicher als das Härtefallprogramm.

Viele Unternehmen sind gut unterwegs, wie Sie gesagt haben. Das aktuelle BAK-Monitoring kommt zum Schluss, dass die Berner Wirtschaft von Corona weniger stark getroffen wurde als andere Wirtschaftsregionen. Und sich auch relativ schnell wieder erholte. Was ist Ihre Erklärung dafür?

Der Kanton Bern ist der grösste Industriekanton der Schweiz und entsprechend breit aufgestellt. Wir haben Regionen mit starken Produktionsunternehmen, in anderen Gebieten ist vor allem der Tourismus von hoher Bedeutung, an dritten Orten wieder ein anderer Bereich. Aus diesem Grund kann die Berner Wirtschaft von dieser Diversifizierung profitieren, was sich im Monitoring widerspiegelt. Man darf das wichtigste Instrument in Krisenzeiten nicht vergessen: Die Kurzarbeitsentschädigung. Sie lässt eine rasche Erholung der Wirtschaft zu, da die Mitarbeitenden in den Arbeitsverträgen bleiben. Vielleicht hat auch das starke Bekenntnis der Bernischen Politik zum Innovationsstandort und zur Innovationsförderung einen kleinen – zumindest psychologischen – Teil dazu beigetragen.

 

 

«Man darf das wichtigste Instrument in Krisenzeiten nicht vergessen: Die Kurzarbeitsentschädigung.»

 


Das Formular für die Härtefallgesuche 2022 ist aufgeschaltet. Sie können dies ab sofort herunterladen und Gesuche einreichen. 

Bei Fragen steht Ihnen die Härtefallhotline an Wochentagen von 08:00 bis 12:00 und 13:30 bis 17:00 zur Verfügung, Anfragen per Mail können an covid.support@be.ch gesendet werden.

Hier finden Sie den Geschäftsbericht zum Härtefallprogramm 2021 des Kantons Bern. 

Hier finden Sie das BAK-Monitoring