Wärme aus der Heizzentrale

Wie können Gemeinden ihre Bürgerinnen und Bürger dabei unterstützten auf Heizöl und Gas zu verzichten? Eine mögliche Alternative sind Wärmeverbünde.

Von Kaspar Meuli

Noch nie war Fernwärme so gefragt wie heute: Sie dient dem Klimaschutz und verringert die Abhängigkeit von ausländischen Energielieferanten – vorausgesetzt eine Fernwärmezentrale wird mit erneuerbaren Brennstoffen wie Holz oder mit Wärme etwa aus einer Kehrichtverbrennungsanlage, einer Abwasserreinigungsanlage (ARA) oder einem Gewässer betrieben.

Das Prinzip Fernwärme funktioniert so: Die Wärme wird nicht unmittelbar dort produziert, wo sie verbraucht wird, sondern in einer zentralen Anlage erzeugt. Den am Netz angeschlossenen Kunden wird die Wärme über ein Rohrleitungsnetz zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung zugeleitet. Fernwärme funktioniert also wie eine grosse Zentralheizung, die Gemeinden, Quartiere, Städte und Regionen mit Wärme von einer oder mehreren grossen Wärmequellen versorgt.

Zurzeit wird das Fernwärmenetz in vielen Schweizer Städten ausgebaut. In Zürich beispielsweise werden in den kommenden 20 Jahren 1,5 Milliarden Franken in den Ausbau des Fernwärmenetzes investiert. Auch in Bern läuft zur Zeit der Ausbau. EWB will die Länge des Fernwärmenetzes in den kommenden Jahren praktisch verdoppeln.

Worauf müssen Gemeinden besonders achten?

Fernwärme ist aber auch in den Gemeinden der Region ein Thema. Muri-Gümligen baut gegenwärtig in fünf definierten Gebieten ein Fernwärmenetz auf. Ein Wärmeverbund entsteht auch in Ittigen. Dabei wird dem Abwasser der ARA Worblental Wärme entzogen. Und in Worb wird ein Holzschnitzelwärmeverbund realisert. Die Fernwärmeversorgung wächst auch in Münsingen, wo das Baureglement für bestimmte Gebiete eine Anschlusspflicht ans Fernwärmenetz vorschreibt.

Doch worauf müssen Gemeinden, die Fernwärme fördern wollen, besonders achten? Andreas Hurni, Geschäftsführer des Verbands Fernwärme Schweiz (VFS), empfiehlt, Folgendes zu beachten:

 

  • Ein erfolgreiches Fernwärmeprojekt braucht starke, vorzugsweise lokale Initianten, ganz gleich ob aus Politik, Wirtschaft oder der Bevölkerung.Sie treiben das Vorhaben mit Enthusiasmus und Überzeugungskraft voran.
  • Eine Gemeinde sollte über eine Energieplanung verfügen, in der unter anderem prioritäre Gebiete für Fernwärmenetze festgelegt sind. Das gibt Planungssicherheit.
  • Für eine Versorgung mit Fernwärme sind dicht besiedelte Gebiete geeignet, in denen auf kleiner Fläche ein grosser Wärmebedarf existiert.
  • Planung und Betrieb von Fernwärmezentrale und Netzen sollten Gemeinden nur in Ausnahmefällen selbst übernehmen.
     

Und mit welchem Zeithorizont muss rechnen, wer eine Fernwärmeversorgung plant? «Im Minimum braucht ein Fernwärmeprojekt bis zur Realisierung zwei Jahre», erklärt Andreas Hurni, «doch das hängt stark von der Grösse eines Wärmeverbunds ab.» Normalerweise sei von der Planung bis zur Realisierung eines Vorhabens mit mindestens drei bis fünf Jahren zu rechnen.

 

Weitere Informationen:

Der Verband Fernwärme Schweiz (VFS) führt am 9. Juni 2022 in Bern das «Fernwärme Forum» durch. Diese Fachtagung richtet sich unter anderem an Gemeindevertreter.

Eine Fülle von Informationen für Gemeinden und Projektinitianten bietet der «Leitfaden Fernwärme» des VFS.